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Kreativität und Depression

Silent-Art Kreativität und Depression

Kann Kreativität in der Depression helfen?

Erst einmal: ich bin kein Fachmann oder Arzt. Ich habe lediglich eigene Erfahrungen, die ich hier Interessierten mitgeben möchte. Sollte es Euch also nicht gut gehen – geht zu Eurem Arzt! Das ist wichtig! Eurer Arzt kennt sich damit aus, verurteilt niemanden und wird Euch helfen. Ihr braucht Hilfe und die werdet Ihr da auch bekommen. 

Ich bin von klein auf kreativ. Gestalten ist mein Ding. Ich habe auch sonst einige gute Eigenschaften. Wie jeder dann natürlich auch einige, die ich lieber nicht hätte. Eine davon ist die Neigung zur Depression. Ja, kann man sich nicht aussuchen und irgendwie gehört das auch zu mir. Aber wenn ich mir was aussuchen könnte – Depression wäre nicht dabei. 

Depression ist wohl bei jedem anders. Ich zum Beispiel bin nicht der Typ, der tagelang nicht aus dem Bett aufsteht. Ich stehe auf, gehe zur Arbeit, mache meine Aufgaben – aber manchmal ist das unfassbar schwer. Ich bin eher so der verzweifelte Typ.

Aber darauf wollte ich eigentlich nicht heraus. 

Kann Kreativität in der Depression helfen?

Ehrlich: wenn man so tief in einer Depression steckt, dass nichts mehr geht, kann man auch nicht kreativ sein. 
Das muss man wissen – das geht einfach nicht. Mein Gehirn ist dann mit Panik, schwarzmalen und einer tiefen Müdigkeit beschäftigt. 

Aber der Gedanke daran etwas zu gestalten hilft mir. Das ist ein bisschen wie ein Halteseil aus der Dunkelheit. Ich bin in der tollen Lage, nicht nur ein Seil zu haben. Auch die Beziehung zu meiner Frau ist so ein Seil – aber auch das ist ein anderes Thema.

Kreativität ist für mich ein Rückzugsort – oder sagen wir vielleicht ein Safespace.
Ein bisschen wie Meditation. Wenn ich kreativ bin, schalte ich alles andere ab. Negative Gedanken, Gefühle – das wird alles verdrängt. Ist für den Moment nicht so wichtig. Meine Gedanken sind dann bei dem neuen Bild, bei dem Schmuckstück, dass ich grade mache.
Auch wenn das vielleicht niemand anders gut findet – für den Moment bin ich Herr der Lage. 

So entwickeln sich meine kreativen Zeiten zu Lichtblicken, die mir Halt geben und die mir auch in schwierigeren Zeiten zumindest mal eine Idee geben, den Kopf wieder auf andere Dinge zu fokussieren.

Ich kann mir vorstellen, dass es hier vielleicht nicht auf den Malprozess ankommt. Sport, Meditation oder andere Tätigkeiten sind vielleicht ebenbürtig. Vielleicht liegt es eher am Interesse und der wiederholten Tätigkeit? Vielleicht ist es eher ein: Ich mach das jetzt und nichts anderes.

Allerdings glaube ich auch, dass Kreativität – aus meiner Sicht – nochmal hilfreicher ist.
Sie bietet wie gesagt die Möglichkeit – wie Meditation – für eine Zeit alles andere auszublenden.

Allerdings kommt hier noch dazu, dass ich auch Gedanken und Gefühle visualisieren kann. Das hilft mir enorm bei der Einordnung und Verarbeitung von allem, was mein Kopf mal wieder meint mir vor die Füße wöllen zu müssen.

Dazu kommt, dass ich etwas schaffe, was ich mir später auch nochmal anschauen kann. Ich schaffe mir praktisch eine Visualisierung meiner jetzigen Situation. Mir hilft das. Ich schaue mir meine alten Bilder an und kann denken: ach schau, ja war schlimm. Aber schau mal – Ich bin noch da. Ist irgendwie weitergegangen. Gab noch einen Tag – und noch einen – und irgendwann war es wieder o.k.

Und natürlich – wer kreativ ist, lernt ab und zu die Welt von einer anderen Seite zu sehen. Das ist für mich ganz wichtig, wenn ich wieder in einer Abwärtsspirale bin. 

Es ist, glaube ich, auch vollkommen wurst, was man so kreativ macht – oder wie gut man ist. Allein sich aufzuraffen (wenn man dazu noch in der Lage ist) und irgendwas zu machen, hilft schon.

Aber – es gibt immer ein Aber 🙂

Das ist natürlich alles nur eine Möglichkeit.

Depression ist eine Krankheit, die behandelt werden muss. Leider ist das hierzulande noch alles etwas zäh – aber es ändert sich. 

Der erste Weg ist es, sich Hilfe zu holen. Egal wo. Ich persönlich habe immer große Bedenken gehabt, mich zu öffnen – aber irgendwie auch nie schlechte Erfahrungen gemacht. Familie, Freunde, Ärzte – alle haben irgendwie nach ihren Möglichkeiten geholfen.

Und Kreativität ist hier kein Heilmittel. Aber sie kann helfen, Dinge anders zu sehen und eine Wurzel zu sein, die mit anderen Wurzeln Halt gibt.

Also haltet die Ohren steif und seid kreativ, wenn Euch das liegt.

Hilfe und Interessantes:

https://www.telefonseelsorge.de

https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/wo-finde-ich-hilfe/info-telefon

https://www.spektrum.de/magazin/kreativitaet-aus-seelischen-krisen/1320206

https://en.wikipedia.org/wiki/Creativity_and_mental_health

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